„Wir müssen füreinander da sein, weil Gott uns gezeigt hat, dass er für uns da ist.“
Hl. Elisabeth von Thüringen
Unsere Schwestern stellen ihre Zeit und Arbeitskraft in den Dienst alter und bedürftiger Menschen. Seit unserer Gründung ist es üblich, dass wir uns damit auch in den Dienst einer konkreten Einrichtung nehmen lassen, die nicht Eigentum der Schwestern ist. Bereitwillig lassen wir uns in Anspruch nehmen von allen, die unserer Hilfe bedürfen.
So setzen sich unsere Schwestern in unmittelbarer Nachbarschaft des Mutterhauses im Seniorenheim „Klosterstift Radermecher“ in verschiedenen Diensten ein. Mit ihrem Namen erinnert die Einrichtung an die Ordensgründerin der Elisabethinnen und gleichzeitig an die Aachener Stadtgeschichte, die mit dem Namen Apollonia Radermecher verbunden ist. Unseren Mitschwestern, die in der Altenpflege und im Sozialen Dienst ausgebildet sind, ist das Vorbild der hl. Elisabeth der Wegweiser für ihr Handeln und Helfen in diesem Haus. „Füreinander-da-sein“ bedeutet für uns auch, für unsere alten und kranken Mitschwestern zu sorgen, die im Mutterhaus nach lebenslangem Einsatz ihren wohlverdienten Lebensabend verbringen.
„Lasset die Kinder zu mir kommen. Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“
Mk 10, 14
Wir sehen unsere Berufung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir sehen es als Auftrag, uns auch um die Kleinen und Heranwachsenden in unserer Gesellschaft zu kümmern, ihre Belange zu hören, ihre Einzigartigkeit als Geschöpf Gottes wahrzunehmen und für sie einzutreten. Wir Schwestern wollen den Kindern bei ihrer Entwicklung zur Seite stehen und sie nach ihren je eigenen Bedürfnissen und Interessen fördern und zu freien Geschöpfen wachsen lassen.
„Freiheit heißt nicht tun was ich will, sondern wollen was ich tue.“
Maria Montessori
Eine unserer speziellen Sendungsaufträge ist die Seelsorge. Sie erwächst aus dem Auftrag Jesu, die Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes zu verbreiten. Dies gilt besonders für Menschen an den Grenzen des Lebens, den Kranken, Alten, Schwerkranken und Sterbenden. Dabei nehmen wir den Menschen mit seinem ganzen Leben in den Blick, weil jedes Leben ein wertvolles Geschenk ist. Unser seelsorgliches Handeln zeigt sich ein Beistand, ein Mitgehen eines inneren Weges, in Zuören und Gespräch, in Fürsorge, Trost und Wertschätzung und besonders im Gebet für die Betroffenen und deren Umfeld.
„Sei barmherzig gegen den Nächsten.“
„Was du willst, dass dir die Menschen tun, das tue du auch ihnen.“
aus den Lebensregeln der hl. Elisabeth
Der prophetische Charakter des Ordenslebens ist eng mit seiner Aufmerksamkeit und Sorge für die Armen verbunden. Wir möchten Zeugnis davon geben, dass der Liebe zu Christus und zu den Armen, in denen er lebt, nichts vorgezogen werden darf. Darum engagieren wir Elisabethinnen uns für die Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Für die Schwestern bedeutet es, sich auf Armut und Elend einzulassen und fähig zu werden, ein Stück weit einfacher, ungesicherter und kreativer zu leben.
Unsere Mitschwestern, die zum Beispiel in unserer Gaststube „Plönns Jaastes“ Obdachlose betreuen, werden täglich damit konfrontiert. Dort gibt es täglich warmes Mittagessen und ein Stück Geborgenheit. Wir stehen in der engsten Nachfolge Christi und verwirklichen den Geist des Evangeliums, wenn wir für Arme und Kranke, am Leben Gescheiterte und Verzweifelte, von der Gesellschaft Ausgestoßene und für Unterdrückte da sind. Mit Freude und Dankbarkeit Gott und unseren Wohltätern gegenüber nehmen wir dazu alle Hilfe und Spenden an, die uns bei der Erfüllung dieser Aufgaben unterstützen.
„Elisabeth war umsichtig genug, einen Arzt um Rat zu fragen. Sie wünschte, er möge ihr eine Lebensweise vorschreiben, damit sie ihrem Körper nicht zu viel Kraft entziehe und durch ungebührliche Entbehrungen krank werde. Dann könne sie ihren Dienst nicht mehr verrichten, und Gott würde sie für übermäßige Enthaltsamkeit zur Rechenschaft ziehen“
berichtet uns Isentrud.
Vielleicht suchen Sie eine Lebensweise, die Ihren Kräften entspricht und ihnen Freiraum gibt für ein bewusstes Leben mit Gott? Jeder Mensch hat seinen speziellen Lebensauftrag von Gott erhalten, egal, wie jung oder alt er ist, kräftig oder schwach. Für Menschen, denen es gut tut, mit uns zu wohnen, haben wir Elisabethinnen im Mutterhaus Aachen Möglichkeiten dazu geschaffen. Wir setzen damit ein Zeichen dafür, dass im Geist der hl. Elisabeth miteinander „unter einem Dach“ zu leben, Sinnleere und Einsamkeit besiegt. So sehr sie das möchten, können sich Gäste und Mitbewohner einbinden lassen in das Gebet der Ordensgemeinschaft und auch kleine Aufgaben wahrnehmen. Durch ihre Miete tragen die Mitbewohner dazu bei, dass wir Elisabethinnen unterstützt werden in der Verwirklichung unserer Missionen.
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt!“
Hebr. 13,2
Unser Mutterhaus ist am alten Jakobsweg gelegen. Viele neue Pilger, die unterwegs sind nach Santiago de Compostela, zum Gnadenbild der „Kaiserin von Aachen“ im Hohen Dom, ja selbst nach Jerusalem, nehmen bei uns Quartier. Wir Schwestern fragen nicht, ob die Pilgernden einer Verheißung folgen oder einen inneren Unruhe nachgegeben haben, ob sie aus religiösen oder anderen Motiven unterwegs sind. Für viele steht heute die Suche im Vordergrund – und wir bieten ihnen einen Platz, wo sie Räume zum Ausruhen, gewiss offene Herzen, die Möglichkeit zur Stillen Einkehr und zum Gebet – und, wenn sie möchten: zum Mitteilen finden. Ebenso beschert uns die Aachener Heiligtumsfahrt, die alle sieben Jahre stattfindet, intensive Begegnungen durch Menschen, die den Aufbruch wagen, achtsam und mit Ehrfurcht unterwegs sind und das Ziel entdecken wollen.
„Herr, wenn du so mit mir sein willst, will auch ich mit dir sein und niemals von dir getrennt werden.“
Elisabeth von Thüringen
Wir Schwestern finden Gott, der Mensch geworden ist, in allem, was unseren Alltag bestimmt. Ordensleben verwirklicht sich ganz realistisch. Für die Schwestern im Kloster muss gesorgt werden. Einfachheit, Zufriedenheit und Anspruchslosigkeit sollen unsere Lebenshaltung kennzeichnen. Dennoch brauchen wir eine Unterkunft, es muss eingekauft werden, Kleidung will genäht und gereinigt werden, Gelder müssen verwaltet und Steuern gezahlt werden. Die Schwestern müssen kranken- und rentenversichert sein.
Dazu braucht es die Ordensverwaltung. In der Unterhaltung des Klosters unterliegen wir allen staatlichen Vorschriften, ob es um die Wartung eines Aufzugs, um den Brandschutz oder die Qualität des Trinkwassers geht. Als Arbeitgeber sind wir unseren Mitarbeitern verpflichtet, als Gastgeber unseren Gästen. Wie bei jeder menschlichen Gemeinschaft, ist auch hier eine Leitung nötig. Im Kloster nennt sie sich Oberin. Sie vertritt die Gemeinschaft nach außen und leitet das jeweilige Haus. In schwesterlichem Dienst sorgt sie für das leibliche und geistige Wohl jeder einzelnen Schwester und leitet an zu von Initiative und Verantwortungsfreudigkeit getragener Mitarbeit. Oder, wie MutterApollonia sagt: Sie „...habe mehr Gelegenheit als je zuvor, den Gehorsam zu üben; denn es ist eine Kunst, so viele Willen und Sinne ineinander zu bringen.“
„Die Schwestern, denen der Herr die Gnade gegeben hat, zu dienen und zu arbeiten, sollen wie Arme mit Treue und Hingabe arbeiten, und zwar so, dass sie den Müßiggang, welcher der Seele Feind ist, ausschließen, jedoch den Geist des heiligen Gebetes und der Hingabe nicht auslöschen; ihm muss das übrige Zeitliche dienen. Und sie sollen besorgt sein, alles, was erübrigt wird, an die Armen zu geben.“
aus der Regel des Dritten Ordens des hl.Franziskus