Mutter Apollonia
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Mutter Apollonia

Mutter Apollonia gründet die Elisabethinnen im Alter von 55 Jahren
Mutter Apollonia gründet die Elisabethinnen im Alter von 55 Jahren

Am glaubhaftesten ist das Zeugnis, das die Schwestern, die der hl. Elisabeth nacheifern im Dienst an den Armen und Kranken, durch ihr Leben geben. Nur das tatsächliche Leben mit seinen Taten und Leiden kann Wesen und Werk der früh vollendeten Elisabeth von Thüringen präsent halten. Ein solches Leben führte Apollonia Radermecher. Für uns Elisabethinnen ist sie die Stifterpersönlichkeit geworden. An ihren Taten und Worten orientieren wir uns mit unserem Leben und Wirken. Bedeutung hat sie aber auch für ihre Vaterstadt Aachen, deren Bürgermeister ihr den Ehrentitel „Leuchte ihrer Heimatstadt Aachen“ verlieh... bezeichnenderweise erst nach ihrem Tod.

Apollonia Radermecher wurde am 9. September 1571 in Aachen als Tochter von Peter Radermecher und Christine Esch im Rathaus der Kaiserstadt geboren. Am 13. September empfängt sie im Aachener Dom die Taufe. Ihre Verwandten zählten zu den Vornehmsten der Stadt, ihr Vater war hoch angesehener Beamter der Reichsstadt, einer ihrer wohlhabendsten Bürger. Ihr Onkel, der Dominikaner Matthias Esch, war Prediger am Wiener Kaiserhof. Zwei ihrer Brüder wurden Priester, eine ihrer Schwestern die Frau des Bürgermeisters. Apollonia wurde inmitten der konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken groß. Da die Familie katholisch bleibt, musste der Vater etwa 1600 auf seine Stellung als „Türwächter des Rathauses“, einer Funktion, die dem des Burgvogtes gleichkam, verzichten. Apollonia kauft 1601 ein Haus in der heute niederländischen Provinz Brabant und bleibt wenigstens elf Jahre in der Stadt s’Hertogenbosch. Dort lebt sie im Kreis von Frauen, die sich aus christlicher Überzeugung der Nächstenliebe widmen.

Die Krypta - Mittelpunkt aller Elisabethinnengemeinschaften
Die Krypta - Mittelpunkt aller Elisabethinnengemeinschaften
Die Krypta: Gebets- und Pilgerstätte
Die Krypta: Gebets- und Pilgerstätte

Sie arbeitet im Großen Siechenhaus der Stadt und setzt sich für die Armen ein. Zwei Freundinnen aus dieser Zeit sind uns bekannt: Hester della Faille, die später mit ihr nach Aachen ging, und die viel jüngere Leonora van Grevenbroeck, der sie eine mütterliche Freundin war. Auch hatte sie gute Beziehungen zu den Franziskanerinnen im Kloster Marienburg. Unterdessen war der Zustand der Kranken im Städtischen Gasthausspital von Aachen unhaltbar geworden. Die Stadtväter bitten, auf Vermittlung der Jesuiten, Apollonia Radermecher das Amt der Gasthausmeisterin zu übernehmen. Sie nahm am 13. August 1622 diese Berufung an. Ihre ganze Hingabe wurde sofort eingefordert, denn bei der Heiligtumsfahrt des Jahres 1622 hatten Pilger die Pest nach Aachen eingeschleppt. An ihr stirbt ihre beste Stütze und zuverlässigste Hilfskraft, Hester, genau zwei Monate später. Mit viel Eifer und herzlicher Liebe hatte sie sich der Pflege der Kranken gewidmet. Für Apollonia brach nun eine schwere Zeit an; aus Furcht vor Ansteckung verließen die Pflegerinnen bis auf eine namens Judith das Gasthaus. Trotz des großen Verlustes baute Apollonia unerschütterlich das Gasthausspital modern um, während sie die Kranken im Spital am Hof pflegte. 

An Leonora schreibt sie: „Gott ist getreu und unser Kreuz nicht größer als wir zu tragen vermögen. Menschlicher Trost und Hilfe sind gegenwärtig klein bei uns, weil wir sehr gescheut werden. Aber, für alles sei der ewigen Güte Lob.“ Mit Hilfe ihres Vermögens und ihrer Ersparnisse beseitigte Apollonia die ärgsten Missstände im Gasthaus. Es gab nun zwei Krankenflügel, einen für Männer mit elf Betten, und einen für Frauen mit zwölf Betten. Zwischen beiden befand sich die Kirche, so dass die Kranken am Gottesdienst teilnehmen konnten. Jahrelang bemühte Apollonia sich nun, für das Sankt Elisabeth-Gasthaus Ordensfrauen zu gewinnen, damit die Pflege der Kranken in guten Händen ruhe. Aber ihre Bemühungen hatten keinen Erfolg, denn der Unterhalt der Schwestern war in keiner Weise gesichert.

Bildunterschrift

Viele, die Apollonia kennen, drängen sie, selbst eine religiöse Gemeinschaft zu gründen, die sich dieser Aufgabe stellt. „In Wahrheit“, schreibt sie an Leonora, „ich kann nicht sagen, mit was für Liebe zu diesem Werk mich Gott bindet und unterhält. Solange es nicht feststeht kann ich nicht davon abstehen. Gebt Rat, herzlich geliebte Schwester, ich werde von allen Seiten bedrängt.“ Unter den Befürwortern der Ordensgründung war der 27 Jahre alte Johannes Nagelmacher, ein Priester der franziskanischen Familie (sein Grab befindet sich in der Franziskaner- und Citykirche St. Nikolaus, Aachen), der Apollonia sehr verbunden war. Er versah von 1623 – 1626 den seelsorglichen Dienst im Gasthaus. Unterstützt von den erfolglosen Bemühungen um Ordensschwestern hatte er Apollonia und ihre Gefährtinnen zu dem Entschluss gebracht, sich gegenseitig Schwester zu nennen und ein Ordensleben zu führen. Apollonia war inzwischen 54 Jahr alt und gesundheitlich geschwächt. Sie sollte eine neue klösterliche Genossenschaft gründen, die Sorge und die Verantwortung für die Krankenpflege tragen, die Leitung der Hauswirtschaft und die Verwaltungsgeschäfte nach der neuen Hospitalordnung von 1622 übernehmen. 

Sie schreibt: „Ach, wie bang steht mir diese Last anzunehmen an. Wie gut ist unser Vater, möchten wir uns ihm mit Vertrauen überlassen. Was hat dieses Werk in sich, in das Gott mich arme kranke Kreatur, aller Gnaden unwürdig, gestellt hat. Aber, worüber sollen wir uns freuen, als für unseren lieben Herrn etwas zu leiden!“ Leonora van Grevenbroeck berichtet: „Auf den 5. Mai anno 1626 hat Apollonia in der Kirche des Gasthauses den religiösen Habit von der 3. Regel des hl. Franziskus empfangen. Mit Apollonia empfingen zwei Gefährtinnen, Gertrud Bernaerts aus Maastricht und Helene Aerts van Bommel aus s’Hertogenbosch das Ordenskleid aus der Hand des Paters Josef Bergaigne, damals Generalkommissar der Franziskanerobservanten. Apollonia wollte, dass die Armen der Stadt Aachen von Ordensschwestern, aus Liebe zu Gott, liebevoll und getreu bedient und getröstet werden sollen, ohne dazu Mägde und dergleichen zu gebrauchen.“

Der Taufstein im Aachener Dom
Der Taufstein im Aachener Dom
Hier wurde Mutter Apollonia am 13.09.1571 getauft
Hier wurde Mutter Apollonia am 13.09.1571 getauft
Bildunterschrift

So wurde Apollonia Radermecher, 55-jährig, Stifterin der ersten deutschen Hospitalschwestern. Zu ihrer Patronin wählte die Ordensgemeinschaft die hl. Elisabeth von Thüringen. Das Samenkorn war gelegt. Hatte es Mutter Apollonia während ihres ganzen Aufenthaltes im Gasthaus an Sorgen und Widerwärtigkeiten aller Art nicht gefehlt, so war doch ihr kurzes Ordensleben mit Kreuz und Leid geradezu angefüllt. Sie schreibt, es wäre ihr unmöglich gewesen, alles auszuhalten, wenn sie es nicht als den Willen Gottes angesehen hätte. Für Mutter Apollonia sollte diese Prüfung nicht mehr lange dauern. In der Weihnachtsoktav 1626 schreibt sie ihren letzten Brief an Leonora; sie spricht über jedes und alles – wie in einer Vorahnung. Das Übelbefinden, von dem Mutter Apollonia spricht, war der Ausbruch einer schweren Krankheit, die schon nach einigen Tagen den Tod herbeiführte. Auf dem Sterbebett legte Mutter Apollonia die hl. Ordensgelübde ab. Gott vertraute sie den Fortgang des ihr so treuen Gasthauses an; ihren beiden Mitschwestern Gertrud und Helene empfahl sie, die Liebe, die Armut und die Klausur wohl zu bewahren und gab ihnen die Versicherung, alles werde gut gehen, solange sie diese beobachten. Am 31. Dezember 1626 zwischen acht und neun Uhr vormittags ist dann unsere geliebte Mutter Apollonia heimgegangen.

Doch ihr Werk lebt fort. Ihr Ziel, dass „die Kranken der Stadt Aachen Tag und Nacht bedient werden sollen“, hatte sie erreicht. Im nächsten April erhielt die kleine Gemeinschaft zwei Postulantinnen, und am 19. August 1627 legten Schwester Gertrud und Schwester Helene die feierliche Ordensprofess ab.

Einige überlieferte Aussprüche Mutter Apollonias:

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