12. Aug 2022
Die Schwestern der Heiligen Elisabeth laden zur Pressekonferenz in ihr Mutterhaus am Preusweg ein.
400 Jahre Elisabethinnen in Aachen und Europa
300 Schwestern engagieren sich europaweit gegen Krankheit und Not
Starke Klosterfrauen schreiben Aachener Sozialgeschichte
„Wir stehen mit den Füßen fest auf dem Boden.“
Aachen, 12. August. Die Schwestern der hl. Elisabeth feiern den 400. Geburtstag ihres Ordens. In Aachen gegründet und immer noch beheimatet hat sich der Orden seit 1622 weit über Mitteleuropa hinaus verbreitet. Für Arme und Kranke da sein, mit ihnen teilen – diese Überzeugung trägt die insgesamt 300 Klosterfrauen seit der Gründung durch Apollonia Radermecher. Die Aachener Sozialgeschichte wäre ohne diese starken Klosterfrauen undenkbar. Im Kloster am Preusweg leben heute 19 Schwestern.
Aachen, 12. August. 400 Jahre ist es her, dass Apollonia Radermecher die Leitung des Aachener Gasthausspitals übernimmt, daraus ein modernes Krankenhaus entwickelt und neue Ordensschwestern für den Dienst an den Kranken findet. In Aachen entstand der Krankenpflegeorden, der sich über in die ganzen deutsch-sprachigen Gebiete Europas verbreitet: die Elisabethinnen. Für sie ist der soziale und pflegerische Dienst genauso Gottesdienst wie das Gebet. „Wir stehen mit den Füßen fest auf dem Boden und werfen unsere Sehnsucht in den Himmel. Dazwischen sind unsere Leben ausgespannt, voller Dynamik, weil wir geliebt sind von Gott, mit unseren Sinnen ausgerichtet auf Menschlichkeit“, sagt Generaloberin Schwester Marianne Liebl.
Patronin ist die Heilige Elisabeth von Thüringen. Die große europäische Heilige versinnbildlicht wie kaum eine andere die tätige Nächstenliebe, auch gegen viele Widerstände. Was sie inspiriert hat, ist das Armutsideal und die Liebe des Heiligen Franziskus zum Schöpfer und allen Geschöpfen. Was die Heilige Elisabeth für die Armen getan hat, war 1622 so lebendig und beispielhaft, dass die Aachener Schwestern ihren Namen wählten. Der Orden, so Schwester Marianne, sei immer maßvoll und bescheiden geblieben.
Die Schwestern haben sich im Laufe der Jahrhunderte über Mitteleuropa verteilt. Heute gibt es 14 eigenständige Elisabethinnen-Gemeinschaften in 7 mitteleuropäischen Ländern. Im Aachener Kloster leben 19 Elisabethinnen zwischen 55 und 96 Jahren, von denen bis auf zwei alle in sozial-caritativen Arbeitsfeldern wirken. Eigene Häuser haben die Aachener Schwestern bewusst abgegeben. Die letzten Einrichtungen gingen in das benachbarte „Klosterstift Radermecher“ über, das von den Aachener Caritas Diensten professionell geleitet wird.
Anpackende Hilfe steht bei den Schwestern im Vordergrund. Aus der Not heraus helfen die Elisabethinnen in ihrer Armenstube, gleich neben dem Grab der Gründerin, wohnungslosen Menschen aus Aachen. Der Wunsch der Schwestern wäre es, mit einem kleinen Hospiz auch für kranke Wohnungslose einen würdevollen Ort zum Sterben zu schaffen.
Reichtum hat der Orden nie besessen. Immer wurde gearbeitet und geteilt. Zur Versorgung dient der eigene Garten beim Kloster, übrigens der einzigen Immobilie der Gemeinschaft. Heute braucht es mehr als Obst und Gemüse. Wer für sich und andere sorgen will, braucht auch finanzielle Mittel. Die Schwestern wollen daher ihren Klostergarten für soziale Anliegen von heute zur Verfügung stellen: für Familien wie für alte und junge Menschen. Unterschiedliche Wohnformen der kath. Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, ein neuer Studienort der KatHO für soziale Arbeit oder Pflege und innovative Wohngemeinschaften für Hilfebedürftige, getragen vom Franziskanischen Sozialwerk Johannes Höver, sind angedacht. Von der Pacht wollen die Elisabethinnen eigene Ziele verwirklichen und den Staffelstab des Ordens gut an eine nächste Generation weitergeben.
Dazu haben Orden und Stadt eine Planungswerkstatt durchgeführt, mit hoffnungsfroh stimmenden Ergebnissen. Es bleibt natürlich Sache des Rates der Stadt Aachen, was davon Gestalt annehmen wird. Nun werden die politischen Organe sich damit befassen, bevor am 18.10.2022 hier im Kloster auch dazu eine Pressekonferenz zur Neuen Nachbarschaft am Elisabethkloster stattfinden wird.
Wenn Sie die vielen Elisabethinnen hier sehen aus nah und fern: Jetzt wird gefeiert! 400 Jahre ist etwas ganz besonderes. Wenn Sie Anliegen an die hl. Elisabeth, an Mutter Apollonia oder Fragen an die Schwestern haben, besuchen Sie uns und sprechen uns an! Nicht nur, aber auch gerne in der Klosterkirche, wo wie eh und je täglich die hl. Messe gefeiert wird, sonntags um 10 Uhr.
Und für alle, die mehr über die Aachener Elisabethinnen wissen wollen: Es gibt zwei spannende Neuerscheinungen, auf die wir gerne hinweisen:
Die neue Chronik unserer Ordensgemeinschaft: IHN anschauen und für die Menschen da sein – von Dr. Angela Reinders, Theologin und Journalistin,
sowie den historischen Roman: „Allzeit aus Liebe“ über unsere Gründerin Apollonia Radermecher, geschrieben von Günther Krieger aus Langerwehe.
Ansprechpartnerin
für die Medien:
Sr. Johanna Koch, generalat@elisabethinnen.de
Buchtipp
"Ihn anschauen und für die Menschen da sein"
Schreibmaschinenbeschriebene 120 Seiten. Damit habe es angefangen, sagt Dr. Angela Reinders.
Die Chronik, von Mutter Justina über die Jahre im Zeitraum von 1922 an sorgfältig geführt, sei im Getippten mal besser, mal schwächer leserlich gewesen. Je nach Qualität des Farbbands und des Papiers, so Reinders weiter.
Ein kleines Heiligtum habe sie im Januar 2021 im Mutterhaus am Preusweg im Januar 2021 entgegengenommen mit der Bitte, die Chronik der Schwestern der heiligen Elisabeth in eine Form zu bringen, in der sie auch ein breiteres Publikum gerne lesen.
Schnell waren die Schwestern und sie sich einig:
Zu bewegend sind die Schilderungen aus der Zeit ab 1922 bis heute, als dass man eine Chronik im eigentlichen Wortsinn darüber verfassen sollte. Also ist es ein spannender Bogen von Geschichten geworden.
Das Buch ist zu beziehen über den Einhard-Verlag in Aachen und im Buchhandel. Die 344 Seiten kosten 24,90 Euro und wurden von der Autorin Angela Reinders verfasst. Herausgeberin ist die Ordensgemeinschaft der Elisabethinnen e.V. in Aachen.