Festrede zum 400. Gründungsjubiläum

13. Aug 2022

Festrede zum 400. Gründungsjubiläum

Festrede zum 400. Gründungsjubiläum Hingabe und Dankbarkeit Apollonia Radermecher und 400 Jahre Elisabethinen Aachen: 13. August 1622 – 13. August 2022

Hingabe und Dankbarkeit

Apollonia Radermecher und 400 Jahre Elisabethinen

Aachen: 13. August 1622 – 13. August 2022

Ehrwürdige Mutter Generaloberin Sr. Marianne von Aachen mit allen Generaloberinnen und allen Schwestern der Elisabethinen! Und allen Teilnehmenden aller anderen heute anwesenden Orden! Und allen Mitarbeitenden und allen Wohltäterinnen und Wohltätern der Elisabethinen hier und europaweit!

Exzellenz! Hochwürdigster Herr Diözesanbischof! Mit dem Klerus und den Mitarbeitenden im Bistum Aachen!

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin mit allen Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Lebens!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Weg führt mich von Graz hierher. Ich bin seit 13 Jahren Mitarbeiter im Werk der Elisabethinen. Und ich durfte nun schon öfters nach Aachen kommen. Auch habe ich nun schon seit geraumer Zeit die Schwestern von Aachen, deren vorzügliche Gastfreundschaft und deren berührende ehrliche Fröhlichkeit und diese wunderbare Stadt kennenlernen dürfen. Die Generaloberin von Aachen hat mich gebeten, ein paar Worte als Festansprache zu sagen. Ich fragte mich, wie komme ich der Grazer dazu, dies tun zu dürfen. So habe ich nachgedacht. Und denke mir: Na gut! Graz war 1690 die erste Gründung der Elisabethinen in der damaligen Donaumonarchie der Habsburger. Von Graz aus wurden die Elisabethinenklöster in Wien und Klagenfurt gegründet und von Wien aus ging dann vieles weiter. Z.B.: Prag, Bratislava, Linz, Budapest.

Meine Empfindung heute am 400. Geburtstag der Elisabethinen ist vom Herzen große Dankbarkeit. Aachen – Danke! Danke an Aachen. Ohne die Stadt Aachen und dem was vor 400. Jahren geschah, wären wir alle nicht hier. Gäbe es heute kein Fest - 400 Jahre Elisabethinen auf der Welt - zu feiern.

Roman Brandstätter ein bekannter polnischer Schriftsteller der 1980er Jahre hat ein Buch über den hl. Franziskus geschrieben mit dem Titel: Assisi war ein neuer Anfang.

Heute sage ich hier: Aachen war ein neuer Anfang.

Am 9. September 1571 kam Apollonia Radermecher im Rathaus der Stadt Aachen zur Welt. Ihr Vater, Peter Radermecher, hatte eine hohe städtische Funktion und war zudem ein erfolgreicher und wohlhabender Kaufmann. Ihre Mutter Christine von Esch brachte ihre Kinder hier zur Welt.

Ihr Onkel Matthias von Esch war Dominikanerpater und kaiserlicher Hofprediger in Wien. Ihr Bruder Heinrich war Priester und Kanoniker in Lüttich und Ihr Bruder Leonhard studierte am Germanicum in Rom und wurde Priester und Kanoniker in Aachen mit besten Kontakten zu den Jesuiten. Die Aachener Familie Radermecher war also katholisch gut aufgestellt. Im berühmten Aachener Marienmünster wurde Apollonia getauft und hat ihre Bildung und Herzensbildung in Aachen erhalten.

Apropos Bildung – an Karl dem Großen, dem Vater Europas, kommen wir hier nicht vorbei – er steckt in jeder Fuge Aachens. Gemeinsam mit Alkuin, dem großen Universalgelehrten der damaligen Welt, insinuierte er eine Bildungsreform, die standardisierte Bildungsvorgänge in seinem großen Reich in Gang setzen sollte. Dabei entscheidend war ihm auch Herzensbildung.

Christentum ohne Nächstenliebe und Werke der Barmherzigkeit geht nicht. Deus Caritas est. Des Christen Auftrag ist es mehr Liebe in die Welt zu bringen. Und: Armen- und Krankendienst ist Gottesdienst. Schon Karl der Große beförderte, was drei Jahre nach seinem Tod das Aachener Konzil 817 beschloß, dass nämlich jedes Kanonikerstift ein Hospital für die Armen- und Krankenfürsorge einrichten sollte. Also Gottesdienst geht ohne Kranken- und Armendienst nicht. Im Aachen gab es im Mittelalter viele Hospize und Hospitäler wie das Blasiusspital, das St. Korneliuspital und das Leprosenspital auf Melaten. Und schon 1336 wurde das Gasthaus und Hospital am Radermarkt, der spätere Wirkungsort von Apollonia Radermecher urkundlich erwähnt und im Jahr 1613 schon als Hospital St. Elisabeth benannt. In einem solchen städtischen Ambiente der Armen- und Krankenfürsorge war es der heranwachsenden Apollonia sicher nicht schwer zu erfassen, was die Hl. Elisabeth vierhundert Jahre vor ihr meinte, als sie sagte: Schau hin und handle.

Es ist bezogen auf die Not der Nächsten, der Mitmenschen wohl alles eine Frage der Aufmerksamkeit.

Die jüdische Philosophin Simone Weil, die sich intensiv mit dem Christentum auseinandersetzte, formulierte ergreifend lapidar:

Aufmerksamkeit ist die seltenste und reinste Form der Großzügigkeit. Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu schenken, ist sehr selten, sehr schwierig; es ist fast ein Wunder, es ist ein Wunder. Fast alle, die glauben, dass sie diese Fähigkeit haben, haben sie nicht. Wärme, Schwung des Gefühls, Gnade ist nicht genug. In der ersten Gral-Legende heißt es, dass der Gral dem gehören wird, der zuerst dem Hüter des Steines sagt: „Was ist Deine Qual?“. Die Fülle der Liebe zum Nächsten ist, einfach ihn zu fragen: „Was ist Deine Qual?“ Deshalb ist es ausreichend, aber auch unverzichtbar, wenn man auf ihn schaut.“

Aufmerksam aufeinander schauen und auf die Not der Mitmenschen schauen, ist ein Nachgehen der Spuren Jesu. Das hat Apollonia tief innerlich erfasst.

Und schon wieder sind wir bei Karl dem Großen. Bei einem meiner ersten Aachen Aufenthalte haben die Elisabethinen mir eine Führung im Münster durch Herrn Dr. Peters ermöglicht. Dr. Peters hat mich mit seiner Sachkenntnis und seiner einfühlenden und leidenschaftlich mystagogischen Art der Auslegung des Aachener Münsters zutiefst beeindruckt.

Wir standen dann vor dem Thron Karls des Großen – über 600 Jahre wurden hier die Kaiser und Kaiserinnen gekrönt – 1531 zu letzten Mal Ferdinand I von Österreich – Dr. Peters erzählte mir, dass der Thron aus Stein-Platten verfertigt wurde, die aus Jerusalem stammen. In der Antike waren es dort Bodenplatten und es könnte sein, dass Jesus über diese hinweggeschritten sei. Also, mögliche Spuren Jesu im Aachener Dom.

Der Thron, die Sitzfläche, ein einfaches Brett, darunter von Märtyrerblut getränkte Erde. Kaiser und Kaiserinnen sitzen kurz darauf – Ein Vater unser lang - und erblicken vis a vis in der Mandorla den Weltenrichter. Dort sitzen, heißt Verantwortung übernehmen, die Stufen herabsteigen, heißt diese Verantwortung im Alltag leben. Tag für Tag. Auf Bewährung. Und irgendwann die Stimme Christi des Weltenrichters „Was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan…“ Die Werke der Barmherzigkeit. Apollonia war aus gutem Hause und letztendlich vermögend. Aber sie spürte vermutlich die Verantwortung, die damit verbunden war und das heißt die Stufen runter steigen und sich im Leben verschenken.

Die ehemalige Landeshauptfrau der Steiermark Waltraud Klasnic antwortete auf die Frage, warum sie nach einer langjährigen Politkarriere, die zeit- und arbeitsintensive Aufgabe als Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich übernahm: „Sind wir denn nicht auf der Welt, um unser Herz zu verbrauchen?“ Das Herz verbrauchen – wofür und für wen?

Apollonia Radermecher scheint im damaligen Aachen für sich eine Antwort gefunden zu haben: für die Armen und Kranken! So ging sie als 40 jährige ins holländische Herzogenbusch, um dort ein Haus für die Pflege und Fürsorge bezogen auf Arme und Kranke zu erwerben. Sie lebte und wirkte dort im Dienst an den Armen und Kranken gemeinsam mit anderen gleichgesinnten Frauen fast 11 Jahre lang. Ihr segensreiches und auch professionelles Wirken in Herzogenbusch blieb auch den Aachener Stadtvätern nicht verborgen als sie für das Gasthaus am Radermarkt eine reformfreudige Gasthausmeisterin suchten. Vieles war in der Armen- und Krankenfürsorge neu zu organisieren und Missstände mussten aufgearbeitet werden. So wurde die damals schon 51 jährige Apollonia Radermecher nach Aachen als Gasthausmeisterin gebeten und sagte Ja dazu. Mit ganzem Herzen sagte Sie Ja. Das ist Hingabe: Den Armen und Kranken Ihrer Heimatstadt Aachen wollte sie Ihre Herz-, Hirn- und Tatkraft widmen.

Die heutige Generaloberin der Elisabethinen in Aachen, Sr. Marianne, erzählte mir von Sr. Bernadette, ihrer Novizenmeisterin und Generaloberin, diese sagte über die Berufung der Elisabethinen: „Unser Amt besteht darin, jederzeit da zu sein, wofür ich gebraucht werde.“ So war Apollonia Radermecher und so sind die Elisabethinen seit 400 Jahren: Da sein wofür sie gebraucht werden. Und noch einmal die Hl. Elisabeth: Schau hin und handle.

Den Tag, an dem die tatkräftige und zunächst von den Jesuiten vor Ort geistlich unterstützte „Gasthausmeisterin“ als Leiterin des Krankenhauses von St. Elisabeth in Aachen eingesetzt wurde, den 13. August 1622, feiern wir als Gründungstag der Hospitalschwestern der heiligen Elisabeth vom Dritten Orden des heiligen Franziskus – es ist ein Freudentag für die Elisabethinen! Heute ist dieser Freudentag.

Mutter Apollonia wußte nicht, was sie in Aachen erwartete. Das einzig Klare an der Situation war Ihr Ja, ihre Hingabe, ihre Bereitschaft.

Gleich beim Einstieg gab es Widerstand. Ein Priester und früherer Förderer von Apollonia Radermecher, Johannes van Helmondt, stellte sich gegen Ihre Rückkehr.

Dann entwickelten sich ihre Vorstellungen von der Struktur und Durchführung der Reform und die der Stadtväter im Laufe von nur kurzer Zeit auseinander.

Dazu kam, dass ihre treue Gefährtin, Hester della Faille, die Apollonia nach Aachen begleitete und sie mit ihrem Vermögen und ihrem Pflegeeinsatz unterstützte, sich bei der Pflege von Pestkranken ansteckte und schon am 13. Oktober 1622 verstarb. Was für ein Rückschlag. Es fehlten ihr vor Ort die engen Vertrauten.

Und die Hoffnung, dass nach den Reformschritten sich eine Ordensgemeinschaft zum Betreiben des Hospitals finden würde, zerschlug sich an der Vorstellung der Stadtväter, dass die finanzielle Last zum Betreiben des Hospitals allein vom Orden und der Mitgift der Schwestern zu tragen sei. Kein Orden schien damals bereit, das Risiko zu tragen.

Apollonia fühlte sich allein. Und auch das Vorhaben nach der Reform nach Herzogenbusch zurückzukehren, war keine Option für sie. Denn die einzige Gewissheit, die sie hatte, und das schrieb sie an ihre geliebte geistliche Freundin Leonora van Grevenbroeck, dass dieses Werk zu fördern, der Wille Gottes war. Ihre Berufung. Treue zu Ihrer Berufung. Hingabe ist nur in der Treue zu sich selbst und der eigenen Berufung möglich. Nur so kann Großes entstehen. Das lernen wir aus dieser für Apollonia schweren Situation.

Sie wehrte sich dagegen Kranken- und Armenfürsorge gegen Lohn zu leisten. Es sollte alles aus Liebe geschehen. Das war ihr Stachel im Fleisch. Priesterliche Berater empfahlen ihr einen Absicherungsvetrag mit der Stadt Aachen einzugehen, da sonst für eine Gemeinschaft diese Tätigkeit auf Dauer nicht lebbar sei. Sie willigte um des Werkes Willen ein. Aber die Mitgift der Schwestern speiste hinkünftig den Elisabeth-Fonds, den es schon vor Apollinia gab und der für die Sozial- und Krankenfürsorge der Stadt Aachen eine wichtige Grundlage bildete und bildet. Es wäre schon interessant, einmal in einer ökonomiehistorischen Studie, den materiellen Beitrag, den die Elisabethinen im Laufe der Geschichte in den Fonds für die Stadt Aachen eingebracht haben, zu quantifizieren und damit auch angemessen zu würdigen. Ich denke Apollonia Radermecher sollte eine Ehrenbürgerin der Stadt Aachen werden, wenn Sie das nicht schon längst ist.

Apollonia wollte den Dienst an den Armen und Kranken rein aus Liebe tun. Deshalb wird sie zu Recht Meisterin der Caritas und Licht der Bürger und Bürgerinnen der Stadt Aachen genannt. Die Liebe drängt zur freien Hingabe, wer liebt, fragt weder nach Preis noch Lohn. Auch das Licht verströmt sich und erhellt die Dunkelheit scheinbar grenzenlos… Rein aus Liebe da sein für andere – diese Grundhaltung sollte auch in professionellen Sozialorganisationen nie verloren gehen, sollen daraus nicht herzlose Sozialtechnokratien werden. Diese Grundhaltung scheint aber in gewinnorientierten auch caritativen Organisationen oft nur mehr suboptimale Wirkkraft zu entwickeln. Apollonia bleibt als ökonomisch sicher nicht unkluge Frau leuchtendes Vorbild, worauf es wirklich ankommt im Dienst am Nächsten.

Apollonia Radermecher wollte nie einen Orden gründen, schon gar nicht mit 55 Lebensjahren. Sie entschied sich dann aber doch mit zwei Gefährtinnen am 5. Mai 1626 die franziskanischen Gelübde abzulegen und das Ordenskleid anzulegen. Sie entschied sich, obwohl sie geistlich von Jesuiten begleitet war und ihre Familie durch Onkel Matthias Esch dominikanisch gerprägt war, für die Nachfolge im Sinne des hl. Franziskus. Franziskus umarmte den Aussätzigen und küsste ihn und feierte mit der Armut eine Liebeshochzeit. Das schien ihr das richtige Setting für einen Orden ihres Herzens zu sein. So kam es dann auch: kurz vor ihrem Tod am 31.12. 1626 legte sie die letzten Gelübde ab.

Apollonia entwickelte eine Kunst darin, mit Widerständen auf ihrem Weg umzugehen. So geht es nicht. Aber es könnte so gehen. Also so. Alles in Liebe zu den Armen und Kranken und für alles sei der ewigen Güte Lob. Das war ihr Innerstes, das sie bei allem hin und her nie verraten hat. Entscheidungen der Liebe und Hingabe bahnen sich ihren Weg zur Verwirklichung. Wenn auch vielleicht nicht ganz so, wie am Anfang die Vorstellung war. Aber das macht ja nichts, wenn nur die Liebe und die Hingabe bleiben.

Wenn ich die Geschichte der Apollonia Radermecher und die mancher europäischer Gründungen, exemplarisch sei die äußerst mühsame Gründung von Graz erwähnt, bedenke, scheint Widerstand ein Elisabethinisches Echtheitszertifikat zu sein. Dort, wo es Widerstand gibt, entsteht echt Elisabethinisches. Damit ist offensichtlich auch die Elisabethinische Fähigkeit verbunden, immer wieder neu anzufangen. Wie oft sind die Aachener Elisabethinen umgezogen und haben neu angefangen. Und sie fangen auch heute wieder Neues an: mit dem Projekt Obstwiese.

Seit 2012 durfte ich immer wieder bei den Elisabethinen in Aachen auf Besuch kommen. Ich bin immer fröhlicher und erfüllter weggefahren als ich gekommen bin. Die Schwestern und ihr Kloster sind atmosphärisch bestimmt von einem Geist der gelassenen Heiterkeit und Zuwendung zum Menschen. Es herrscht hier eine gastfreundlich franziskanische Grundstimmung, trotz aller Sorgen und Lasten, die die Schwestern zu tragen haben. Man ist immer willkommen und es scheint dort überzufließen, was die Hl. Elisabeth gemeint hat, als sie sagte: ich habe Euch gesagt wir müssen die Menschen froh machen. Freude am Leben auszustrahlen ist eine Herzensgabe. Pace e bene in Aachen.

Ich finde die Geschichte der Hl. Elisabeth so berührend, wo bei einer Gabenverteilung abends die schwachen Armen mit leeren Händen übrigblieben, weil die kräftigeren und durchsetzungsstärkeren Armen alles genommen haben. Elisabeth merkt das und geht noch einmal hinaus, um denen die in den Nischen der Häuser sitzen oder kauern auch noch etwas zu geben. Als sie wieder bei ihren Gefährtinnen im Haus war, begannen die Beschenkten draußen aus Dankbarkeit zu singen. Was für eine Szene. Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein, sondern auch von Zuwendung und Zuspruch. Elisabeth hatte sich zugewendet und gezeigt, dass sie niemanden vergisst und da ist. Das macht froh. Als sie das Singen hörte, sagte sie zu ihren Gefährtinnen: ich habe euch gesagt, wir müssen die Menschen froh machen. Geben ist nie eine Einbahnstraße. Das Singen war eine herzergreifende Dankesgabe.

Auch bei den Aachener Elisabethinen gibt es eine Armenspeisung nahe der Gruft von Apollonia und in der Coronazeit in einem schützenden Häuschen im Freien. Als ich einmal abends auf dem Weg zur Gruft der Mutter Apollonia war, um inne zu halten, sah ich, wie Sr. Johanna spätabends noch Brote schmierte und mit Wurst belegte. Das hat mich ungemein berührt und mich an die Gasthausmeisterin Apollonia erinnert. Menschen, die nichts haben, als Gäste zu empfangen und sie zu speisen mit Brot und dem Zuspruch menschlicher Nähe.

Die Aachener Elisabethinen lassen auch heute noch Menschen an ihrer Gemeinschaft teilhaben. Deshalb finde ich das dort gelebte Ordensleben eigentlich gerade heute als eminent zukunftsträchtig: Es ist eine teilende Gemeinschaft, die miteinander Zeit teilt und das teilt, was sie haben. Und es muss keiner sich allein und einsam fühlen. In Zeiten zunehmender Single – Haushalte in Städten und vor allem einer wachsenden Vereinsamung in der Gesellschaft müsste das Modell Ordensleben eigentlich Zukunft haben. Dies gilt auch bezogen auf den äußerst geringen ökologischen Fußabdruck einer auf einfachen Lebensstil sich verstehenden Gemeinschaft. Vielleicht kommt das ja wieder… Wer weiß. Wir leben ja in Zeiten gesamtgesellschaftlich enormer Umbrüche in globaler Dimension. Manchmal denke ich mir: Einfach durchtauchen, wir sind kurz vorm Durchbruch. Hoffnung belebt uns und macht lebendig - immer.

Wenn wir das heutige Jubiläum und das, was allseits gesagt wurde, bedenken, müssen wir dann nicht im Blick auf die Entwicklung unserer Epoche wollen, dass das Wirken der Elisabethinen weitergeht und - mehr noch - sich wirksam entfaltet. Es geht um liebevolle Zuwendung zum Menschen, es geht um das Teilen der Lebensmöglichkeiten auf dem Fundament einer frohmachenden franziskanischen Spiritualität im Sinne der heiligen Elisabeth und der Ordensgründerin Apollonia Radermecher.

Ich weiß, wie schwer es manche Gemeinschaften der Elisabethinen haben, wo wenige viel tragen müssen und kaum Nachwuchsperspektiven zu sehen sind. In Österreich haben die Elisabethinnen deshalb begonnen, bei bleibender Eigenständigkeit der Konvente, das Gemeinsame und Verbindende zu suchen und zu stärken, weil sie davon überzeugt sind, dass sie dem Auftrag und dem Anliegen von Mutter Apollonia angesichts der Herausforderungen der Zukunft gemeinsam besser, dynamischer und kreativer dienen können.

Apollonia Radermecher hat damals in Aachen vor 400 Jahren ein Startup gegründet - die Elisabethinen. Als sie starb, gab es lediglich eine Gefährtin.

Liebe Zuhörende: Lassen sie mich träumen. Vielleicht könnte Aachen angesichts der 400 Jahr Feier wieder ein neuer Anfang sein. Vielleicht könnten Schwestern aus jeder der hier anwesenden Elisabethinengemeinschaften gemeinsam in Aachen über ein elisabethinisches Startup in Europa nachdenken. Es könnte Apollonia 4.0 – Aus Liebe getan – heißen. Vielleicht wäre es möglich.

Elisabethinen in Europa denken gemeinsam über die Zukunft nach. Es wäre jedenfalls schön.

Und um es mit Frank Sinatra zu sagen: The best is yet to come. Das Beste kommt noch. Und ich füge hinzu: weil Gott treu ist.


Danke an Aachen!

Danke an Mutter Apollonia Radermecher!

Danke an die Elisabethinen von Aachen und in Europa!

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